Das ganze begann bereits im Januar 2010, lange bevor das erste iPad von Steve Jobs überhaupt vorgestellt wurde. Es ging lediglich das Gerücht um, das Apple in naher Zukunft ein Tablet auf den Markt bringen wird. Und nachdem Bild bereits erfolgreich eine eigene iPhone-App zu laufen hatte, war klar das nun auch etwas für diese neue Geräteklasse entstehen musste. Nur leider wusste keiner wie dieses Gerät aussehen wird, welche technischen Spezifikationen es haben wird oder welchen Namen es hinter dem „i“ trägt.
Das „iSlate“ Konzept
Auch ohne technische Informationen entstand ziemlich schnell eine Idee davon, wie Bild auf Tablet-Geräten aussehen könnte. Interessant hierbei ist vor allem Eines: Wir sind damals davon ausgegangen das Apple sicher ein 16/9 Screenformat wählen wird, da dies das gängigste Bewegtbildformat ist. Falsch! Das iPad kam in 4/3 (dem älteren Videoformat) und bewies damit schon mal vorab, das Produktdesign für Tablets eine sehr wichtige Rolle spielt. Denn: Ein Tablet sollte in Portrait- und Landscapemodus optimal in Darstellung und Handling funktionieren. Das tun 16/9 Geräte allerdings nicht. Im Hochformat funktionieren sie zwar technisch, die Handhabung und Darstellung ist aber sehr beeinträchtigt. Das Vorab-Konzept hatte übrigens den Kampfnamen „iSlate“, kam optisch der späteren App schon erstaunlich nahe, wurde dann von Apple aber irgendwie nicht übernommen.
Fließende Bäche und das Touch-Erlebnis
Was dann kam, war meine bisher beste Zeit bei Bild. Ein Team von Kreativen wurde zusammen gestellt und die Konzeptionsphase für die neue App lief an. Es gab einen eigenen Raum, eine neue Kaffeemaschine und es gab genug Zeit und Geld.
Zu diesem Zeitpunkt gab es keine Vorgaben, keine grafischen Lichtlinien oder sonstige Restriktionen für das was entstehen sollte. Man sprach darüber wie Geschichten anders erzählt werden können. Darüber das im Internet ein stetiger Fluss an Informationen fließt in den man eintaucht. Über das Gefühl, eine Zeitung durchgelesen zu haben. Der feine Unterschied zwischen Blättern und Klicken zu Wischen und Antippen wurde immer deutlicher. Irgendwann war klar, das dieser neue Gerätetyp die Möglichkeit bieten könnte, die Vorteile von Print- und Onlinemedien zu vereinen.
Das haptische Erlebnis mit seinen Händen oder Fingern etwas direkt zu bewegen, ist eben stärker als mit der Maus auf einer Website zu surfen. So haben wir das zumindest geahnt. Denn ein iPad gab es ja noch nicht.
Hier ein paar Moodboards aus dieser Zeit die zeigen das man sich dem Thema Storytelling, Informationsfluß und Datenvisualisierung versucht hat eher abstrakt zu nähern:
Die Entwicklung der Bild iPad-App
Nachdem nun irgendwann die Spezifikationen des kommenden iPads klar waren, viele Ideen entwickelt wurden und sich in den Köpfen ein Bild von dem festigte was enstehen wird, ging es an die grafische Umsetzung des Konzepts. Wie in der Webentwicklung auch, began ich damit ein Raster zu erstellen. Die Herausforderung hierbei war es aber, die zur Verfügung stehenden 1024×768 Pixel im Hoch- und Querformat in ein einheitliches Grid zu unterteilen.
Der erste Schritt in Richtung Umsetzung war getan. Nun galt es die vielen Module, Seiten- und Artikelausprägungen, das Interface, die Navigationsebenen, ein First Launch Tutorial, Icons, eine vernünftige Ladestrategie und letztendlich auch eine CI-konforme BILD-Sprache für das iPad zu entwickeln.
Ready, Steady, Go!
Nach ca. einem halben Jahr Konzeptions-, Entwicklungs- und Umsetzungszeit war es dann soweit. Der Vorstand, Apple und wir selbst waren mehr als zufrieden und die BildHD-App konnte an den Start gehen. Ich selbst habe dann die grafische Leitung der täglichen Produktion übernommen und die Bild-App in dieser Zeit weiter entwickelt.